Welche Bewegung lernt mein Kind wann?

Kommt ein Neugeborenes auf die Welt, ist es für fast alles, vom Füttern übers Wickeln bis hin zu Lagewechseln, auf seine Umgebung angewiesen. Mit jedem Tag lernt es aber dazu und entwickelt sich schließlich so weit, dass es selbstständig ist. Die Lernprozesse passieren in Bezug auf die Bewegung, die Sinne, die Gefühle und die Denkprozesse. Diese entwickeln sich nicht isoliert voneinander, sondern beeinflussen sich gegenseitig. Ein Sprung in der motorischen Entwicklung, zum Beispiel das freie Sitzen, kann einen weiteren Sprung in der Kognition auslösen, da das Kind nun die Hände frei hat und so Spielzeug anders benutzen kann. Daher ist es besonders wichtig, alle Bereiche möglichst gut zu fördern. Die Physiotherapie setzt sich vor allem mit der Förderung der Bewegungsentwicklung auseinander, sei es die Grobmotorik (wie Liegen, Sitzen, Stehen, Gehen, Klettern) oder Feinmotorik (Greifen, Loslassen, Malen, Basteln).

Klettern und Balancieren: Ein Entwicklungsschritt, der im Babyalter beginnt und im Laufe der Zeit weiter ausgebaut wird. Foto von Alexandra_Koch auf pixabay.com

 

Was ist schon normal?

Wann welches Kind welche Bewegung erlernt, schwankt stark. Manche Kinder lernen früher gehen, andere früher sprechen, andere wiederum früher greifen – jedes Kind hat seinen eigenen Kanal, zu dem es besonders guten Zugang hat. In einer gewissen Bandbreite sind Entwicklungsunterschiede zwischen Gleichaltrigen ganz normal. Als Richtwerten gilt, mit welchem Alter der Großteil der Kinder eine gewisse Bewegung erlernt hat. Orientierung geben dabei Grenzsteine, also das Alter, mit dem 90% der Kinder eine gewisse Bewegung erlernt haben. Zum Beispiel ist ein Grenzstein mit 18 Monaten das freie Gehen (für weitere Grenzsteine siehe Quellen oder unsere Instagramseite). Wenn das Kind diese Bewegung bis dahin erlernt, ist die Entwicklung diesbezüglich im erwarteten Zeitfenster. Wenn nicht, ist es sinnvoll, genauer hinzuschauen. Je früher Probleme erkannt werden, desto mehr lässt sich noch verändern. Bei Unsicherheiten ist allgemein eine Abklärung bei dem/der Kinderärzt:in oder einem/einem Neuropädiater:in sinnvoll, die weitere Untersuchung, Tests der frühkindlichen Reaktionen, Assessments oder eine Entwicklungsdiagnostik vornehmen, und bei Bedarf an Therapeut:innen weiterleiten.

Entwicklungsverzögerung

Gründe für eine Entwicklungsverzögerung oder -störung können medizinisch (etwa eine Erkrankung, Gelenksblockierungen, Verletzungen, Suchtmittel während der Schwangerschaft oder eine Frühgeburt) oder gesellschaftlich-umfeldbedingt (einseitige Lagerung, Vermeiden der Bauchlage, die Nutzung unsachgemäßer Hilfsmittel wie Türhopser und Laufwagerl, fehlende Zuwendung, Bewegungsmangel oder vermehrter digitaler Medienkonsum in frühen Jahren) sein. In der Physiotherapie wird nach einer gemeinsamen Besprechung, Zielfindung, Untersuchung und Ursachenforschung schließlich gespielt, bewegt und gestärkt, um die Entwicklung so gut wie möglich zu fördern und den Weg in eine selbstbestimmte Zukunft zu ebenen.

 

Quellen

Laewen, Hans-Joachim (2009): Grenzsteine der Entwicklung. Ein Frühwarnsystem für Risikolagen. Online verfügbar unter: https://www.frueherziehung.ch/download/pictures/47/04jovo7puwe491co0171ip1t1r03ei/grenzsteine_der_entwicklung.pdf [09.09.2023].

Söller, Anne (2017) Zeig, was Du kannst. Die Behandlung von Säuglingen und Kindern nach bem Bobath-Konzept. München: Pflaum-Verlag.

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