Motorische Fähigkeiten im Wandel

…und Orientierungshilfen, wie man sie doch hegen und pflegen kann

Purzelbäume, Abfangen, Trampolinspringen, Baumklettern, Gehsteigkantenbalancieren, Ballspielen, aufrechte Haltung… All dies gehört zu den motorischen Fähigkeiten, die Kinder im Laufe der Zeit entwickeln und bei verschiedenen Gelegenheiten einsetzen: beim Spielen mit Freund:innen, beim Erkunden der Umwelt oder später im Erwachsenenleben. Die motorische Entwicklung steht eng in Verbindung mit körperlicher Gesundheit, Selbstwertgefühl, Aufmerksamkeit, Verhalten und Integration in einer Gruppe. Nun zeigen Datenerhebungen einen Anstieg der motorischen Entwicklungsdefizite bei Kindern und Jugendlichen um 43,5 Prozent innerhalb der letzten zehn Jahren (1). Weichen Purzelbäume dem Smartphonedschungel? Und was kann man tun, um die motorischen Fähigkeiten möglichst gut zu fördern?

Bild von pexels.com von Oleksandr Pidvalnyi
Balancieren auf Baumstämmen gehört zu den motorischen Fähigkeiten, die normalerweise im 6. Lebensjahr erreicht werden. Bild von pexels.com von Oleksandr Pidvalnyi

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Lebensstil, Verhalten, Umfeld, Psyche, Genetik… Was genau den Anstieg der motorischen Entwicklungsdefizite bei Kindern und Jugendlichen auslöst, ist unklar. Vermutet wird, dass zum Beispiel Zeit vor Smartphone und Tablet, viel Sitzen bei Hausübungen und das Leben in der Stadt bedeuten, dass Kinder weniger Zeit in Bewegung verbringen, wodurch sie weniger ihren Körper weniger ausprobieren, lehren und trainieren. Auch Übergewicht wird mit verringerten motorischen Fähigkeiten in Verbindung gebracht (2).

Handlungsschritte

Um zu erkennen, ob ein Kind betroffen ist und bei Bedarf frühzeitig einzugreifen, gilt Folgendes: Beobachten, Abklären, Fördern, Stärken stärken.

Beobachten: Eltern sind in der Position, am frühesten zu bemerken, wenn sich ein Kind langsamer entwickelt als Altersgenoss:innen – sei es beim Laufen lernen, Schuhe binden oder anderem. Jedes Kind entwickelt sich natürlich in seinem eigenen Tempo und die Unterschiede sind groß. Zu gewissen Zeitpunkten sollten Kinder gewisse Grenzsteine aber erreicht haben – also gewisse Bewegungen, die sie ausführen können. Als kleine Orientierung (2):

Im 5. Lebensjahr: Balancieren auf einer Linie, Laufen und Klatschen, Stiege im Wechselschritt
Im 6. Lebensjahr: Rückwärtslaufen, Hindernisse überspringen, auf Baumstämmen balancieren
Im 7. Jahren: Zehenspitzenstand, Einbeinstand mit geschlossenen Augen

Abklären: Ein Besuch bei dem oder der Kinderärzt:in ein erster Schritt, um motorsiche Entwicklungsdefizite abzuklären und Maßnahmen einzuleiten. Einerseits kann beim Verdacht der Besuch auf Initiative der Eltern erfolgen. Andererseits bieten auch die regelmäßigen Mutter Kind-Pass-Untersuchungen (3) und andere Stellen (z.B. der Gesundheitscheck Junior der SVA in Österreich, das Früherkennungsprogramm in Deutschland) Früherkennungsmöglichkeiten.

Gemeinsam fördern: Ist Förderungsbedarf gegeben, kann der oder die Kinderärzt:in an Physiotherapeut:innen oder Ergotherapeut:innen überweisen. Auf spielerische Art und Weise führen sie die Kinder an neue Bewegungen heran und erarbeiten mit ihnen die Fähigkeiten, die für den nächsten Entwicklungsschritt notwendig sind. Je nach Bedarf sind auch Kinderturnen oder eine interdisziplinäre Reha eine Option.

Stärken stärken: Vor allem gestärkt werden motorische Fähigkeiten aber zu Hause. Mit jeder Bewegung im Alltag wächst das Bewegungskönnen der Kinder. Das kann das Ballspiel im Park, das Rangeln im Wohnzimmer, das Barfuß gehen auf der Wiese, das Mithelfen in der Küche, das Tragen beim Einkaufen… sein – die Möglichkeiten sind nicht enden wollend. Wichtig ist, dass Bewegung mit etwas Positivem verbunden wird. Die Mischung zwischen Ermutigung und keiner Überforderung sind vielleicht ebenfalls ein Balanceakt – aber für Eltern ist Balance (auf den unterschiedlichsten Ebenen) ebenso ein Training wie für die Kinder.

Beobachten, Abklären, fördern und Stärken stärken: So können Kinder, Eltern, Kinderärzt:innen, Kinderturnlehrer:innen und Therapeut:innen gemeinsam das Aufblühen der Kinder unterstützen – mit ihren motorischen und all ihren anderen faszinierenden Fähigkeiten.

Quellen

(1) Kaufmännische Krankenkasse (2023) Wenn Kindern Purzelbaum schlagen nicht gelingt https://www.kkh.de/presse/pressemeldungen/bewegungsdefizite

(2) Physiotherapie in Deutschland (2023) Wenn das Balancieren auf Baumstämmen zum Drahtseilakt wird; https://physio.de/community/news/wenn-das-balancieren-auf-baumstaemmen-zum-drahtseilakt-wird/99/11017/1

(3) oesterreich.gv.at (2023) Mutter-Kind-Pass Untersuchungen des Kindes; https://www.oesterreich.gv.at/themen/familie_und_partnerschaft/geburt/3/Seite.082211.html

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