Einnässen – ob nachts oder tagsüber, bei Stress, Lachanfällen oder einfach so – kostet Kinder, Jugendliche, Eltern und die gesamte Familie viele Nerven. Die Suche nach Ursachen und effektiven Behandlungsmöglichkeiten fühlt sich vielleicht an wie ein langer Weg durch einen großen, unüberschaulichen Dschungel. Physiotherapie kann einer von vielen Schritten auf dem Weg zum Ziel sein.
Ursachen
Ursachen fürs Einnässen bei Kindern sind vielseitig. In den seltensten Fällen ist der Grund – wie oft bei Erwachsenen – ein schwacher Beckenboden. Viel eher sind das Problem eine fehlende Wahrnehmung, eine verzögerte Nervenreife und somit verringerte Blase-Hirn-Abstimmung, eine erhöhte Spannung im Beckenboden oder hinderliches Trink- oder Toilettenverhalten. Weitere Ursachen können eine zu kleine oder große Blase, eine gesteigerte Urinproduktion durch Hormone, genetische Veranlagung, tiefer Schlaf und psychische Faktoren sein, manchmal auch eine Fehlbildung von Harnleitern, Harnröhre, Blase oder Nervenstrukturen.
Rolle der Physiotherapie
Physiotherapie setzt vor allem bei der Wahrnehmung, der Beckenbodenansteuerung und -spannung an. Der Therapie geht ein Anamnesegespräch und eine Untersuchung voraus, reichend von Toiletten-, Trink- und Alltagsverhalten, Muskelspannung, Wahrnehmung, Haltung, Rücken, Bauch, Beinen und Kopf bis hin zur Atmung, um die Ursache möglichst gut einzugrenzend. Darauf aufbauend wird mit spielerischen Übungen und Massagetechniken gefördert, was Förderung bedarf: Informationen und Tipps zu Trink- und Toilettenverhalten, kindgerechtes Körperverständnis, Wahrnehmungsschulung, Entspannungstechniken, Durchblutungsanregung, Reflexzonentherapie,… Für zu Hause werden einige Übungen und Spiele als Aufgabe mitgegeben. Je nachdem kann es auch sein, dass dazu ein Blasentagebuch, ein Trinktagebuch oder ein Einnässkalender gehören. Manchmal sind sogar Gummibärchen Teil der Therapie!
Multiprofessionalität
Physiotherapie macht einen Puzzleteil der Behandlung des Einnässens aus. Das Puzzle wird – je nach Ursache und Symptomen – durch andere Berufsgruppen vervollständigt: Ärzt:innen (für Diagnostik, medikamentöse Unterstützung), Technikvertriebe (für Hilfsmittel wie Klingelhosen, Biofeedbackgeräte, Galileo-Vibrationsplatte), Psychotherapeut:innen (bei psychischen Auslösern, vor allem bei Kindern, die schon einmal trocken waren), Ergotherapeut:innen (zur Verhaltensschulung), Craniosacraltherapeut:innen und Osteopath:innen (für ganzheitliche Körperarbeit). Bis sich der Therapieerfolg einstellt, kann es dauern, was die Geduld der ganzen Familie auf die Probe stellen kann. Stickerhefte und Erfolgsprotokolle helfen beim Durchhalten. Damit die irgendwann nicht mehr notwendig sind, steigert ein kombinierter Behandlungszugang von mehreren Seiten den Therapieerfolg.
Quellen
https://www.aerzteblatt.de/archiv/105579/Einnaessen-beim-Kind
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