Wann sollten Kleinkinder zur Physiotherapie?

Es gibt wohl kaum ein Ereignis, das so gegensätzliche Gefühle hervorruft, wie die Geburt eines Kindes. Vor Glück weinende Eltern sind im Krankenhaus keine Seltenheit – das eigene Leben hat einen neuen Mittelpunkt bekommen.
Aber auch Angst und Unsicherheit schwingen bei Eltern immer mit.

  • Wie biete ich meinem Kind eine optimale Umgebung?
  • Warum schreit das Neugeborene permanent?
  • Und sollte der Kleine nicht schon längst krabbeln?

Gerade bei Frühgeburten, die unter anderem infolge später Elternschaft in den letzten Jahren zugenommen haben, gibt es ein erhöhtes Risiko für Entwicklungsverzögerungen. Viele Dinge können jedoch bereits im Säuglings- und Kleinkindalter beeinflusst werden.

Wann ist eigentlich der richtige Zeitpunkt?
Physiotherapie, Logopädie und Psychologie bieten hier verschiedene Ansätze – aber auch die Eltern können jede Menge tun, um Säuglinge und Kleinkinder bestmöglich zu fördern.
Die erste Möglichkeit bietet sich direkt nach der Geburt, z. B. frühgeborene Babys müssen im Krankenhaus oftmals eine ganze Reihe von schmerzhaften Untersuchungen über sich ergehen lassen. Hier müssen die Eltern lernen,  wie sie bei den Säuglingen wieder ein positives Körpergefühl herstellen können.

Der Hautkontakt ist wichtig
Heute wisse man beispielsweise, wie wichtig Hautkontakt, Wärmeaustausch, Stimme und Geruch der Mutter für den Säugling seien, um schnell eine Bindung aufzubauen. Selbst die Art und Weise, wie es hochgenommen oder gewickelt wird, kann für die Wahrnehmungs- und Bewegungsentwicklung förderlich oder hemmend sein.
Ist der Klinikaufenthalt beendet, müssen Eltern die Initiative ergreifen – sowohl bei Frühgeborenen als auch bei normal geborenen Babys ist es für den späteren Spracherwerb sehr wichtig, dass die Eltern viel mit ihrem Kind sprechen. Säuglinge oder Kleinkinder bloß vor den Fernseher zu setzen bringt jedoch nichts, da sie die Emotionalität in der Sprache der Eltern brauchen.

Der Boden ist zum Spielen prima
Übungen und Freiraum zur Entwicklung der Motorik sind äußerst sinnvoll. Man sollte das Baby beispielsweise einfach auf den Teppichboden legen, damit es sich dort eigenständig bewegen kann. Die Entwicklung des Kindes beginnt auf dem Boden. Es mag zwar für die Eltern praktisch sein, den Säugling stundenlang in einen Maxi-Cosi zu betten, für das Baby ist dies aber alles andere als optimal.

Auf dem Boden könne das Kind seine Bewegungsmöglichkeiten ausprobieren und dabei Rücken- und Bauchmuskulatur stärken.

Wann liegt eine Störung vor?
Abseits des virtuellen Lebens sind die sogenannten U-Untersuchungen (Vorsorgeuntersuchungen) Pflicht. Wird hier vom Arzt festgestellt, dass es einen deutlichen Entwicklungsrückstand zu Gleichaltrigen gibt, kann er an einen entsprechenden Experten weitervermitteln. Man spricht immer dann von einer Entwicklungsverzögerung oder auch Entwicklungsstörung, wenn mindestens einer der folgenden sechs Bereiche betroffen ist:

  • Motorik (sämtliche Bewegungsabläufe im grob- und feinmotorischen Bereich)
  • Sensorik (alle Sinne)
  • Kognition (Verstehen von Zusammenhängen, gesamtes Denken)
  • Sprache (Sprachverständnis und Sprechen)
  • emotionale Entwicklung (Gefühlsleben)
  • oder soziale Entwicklung (Umgang mit Menschen)

Die Praxis zeigt, dass meistens eine Kombination der Verzögerungen vorliegt, da ein Entwicklungsbereich den anderen bedingt. Ist das Gehör des Kindes beispielsweise betroffen, kann auch die Motorik beeinträchtigt sein, da im Ohr das Gleichgewichtsorgan sitzt.

Die „Verkabelung“ des Gehirns lässt sich formen
Durch gezielte Bewegungsübungen soll das zentrale Nervensystem des Kindes neu organisiert werden. Denn mit dem Zeitpunkt der Geburt sind sämtliche Bereiche des Gehirns bereits angelegt, nur die „Verkabelung“ ist noch nicht vollständig.
Diese Verknüpfungen durch Bewegungen des gesamten Körpers finden statt. Bewegungen sind die Antwort auf sensorische Impulse. Das heißt, der Körper erfährt einen Reiz, nimmt etwas wahr, verarbeitet das Wahrgenommene und gibt eine motorische Antwort in Form einer Bewegung. Je besser die Qualität dieser evolutiven Bewegungsmuster ist, umso besser wird die Qualität der neurologischen Verknüpfung sein.

 

Foto: Joe Unverricht

 

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